Interview Dr. Oliver Haas und Bodo Janssen zum Thema „Stille – weil nur in ihr Veränderung entsteht“

Vor kurzem durfte ich Bodo Janssen zu seinem neuen Buch „Stille – weil nur in ihr Veränderung entsteht“ interviewen. Bodo Janssen steht täglich für sehr viele Mitarbeiter in der Verantwortung und engagiert sich stark zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Einige der spannenden Einblicke und Learnings aus dem Interview möchte ich euch nicht vorenthalten.
Dr. Oliver Haas:

Du hast ein Buch über die Stille geschrieben. War diese kleine Meditation zum Einstieg bereits Stille für dich? Oder beginnt für dich die Stille in einer längeren Phase? Wie empfindest du das?

Bodo Janssen:

Das war für mich in jedem Fall Stille. Stille zeichnet sich für mich immer dadurch aus, dass ich im Moment der Stille das Leben spüre, aber eben nicht die Gedanken, die vielleicht irgendwo in der Vergangenheit konditioniert wurden oder mich in die Zukunft tragen, sondern Stille bedeutet für mich der Moment. Der Moment die Gegenwärtigkeit zu fühlen, zu sehen, zu hören. Jedoch hat die Stille für mich weitaus mehr Gesichter. Viele verbinden damit die stille Meditation, Stille geht für mich aber weit darüber hinaus. Einfach mal tief durchatmen oder sich in die Natur setzen, einen Baum beobachten und sich selbst dabei zu betrachten. 

Stille bedeutet für mich auch, mich selbst bei dem zu betrachten, was ich gerade tue. Und das kann durchaus auch in dem Moment sein, wenn ich gehetzt über den Bahnhof schreite, weil ich Angst davor habe den Zug zu verpassen. Dann setze ich mich auf die Bühne und spreche über mich in der dritten Person: „Hey, da läuft der Bodo völlig gestresst über den Bahnsteig und versucht seinen Zug zu bekommen.“ In dem Moment, indem ich auf diese Ebene gehe, entsteht Stille. 

Stille entsteht auch bei der sogenannten Lectio, für mich eine ganz besondere Art des Lesens. Ein Lesen, bei dem ich einen kurzen Text lese.Und ebenso bedeutet Stille für mich, mich an mein Notizbüchlein zu setzen, mir selbst Fragen zu stellen und zu versuchen, diese Fragen zu beantworten.

Dr. Oliver Haas:

In deinem Buch steht auf der letzten Seite: „Genau aus diesem Grund habe ich dieses Buch geschrieben, damit es dir gelingt die Stimme deines Herzens wieder zu hören. Dafür braucht es die Stille.“ Was meinst du damit?

Bodo Janssen:

Wenn die Gedanken still werden, dann bekommt die Wahrheit die Möglichkeit gehört zu werden. Und wenn wir still werden, dann haben wir die Möglichkeit zu beobachten wer spricht denn da? Ich spreche da ganz gerne von zwei Anteilen. Ist es mein Ego, was sich in Gedanken ausdrückt, die in der Vergangenheit konditioniert worden sind? Das ist die innere Stimme und mit dieser identifizieren wir uns ganz häufig. Allerdings spreche ich von einer anderen Stimme, der Stimme die diese Gedanken beobachtet. Letztendlich ist die Stimme des Herzens das, was in mir jenseits meiner Gedanken entsteht, mit dem ich mich identifiziere.

Dr. Oliver Haas:

Was kannst du denn für Tipps geben, wenn es einem nicht gelingen will in diese Stille zu kommen, weil man tausend Gedanken im Kopf hat und es nicht schafft runterzukommen?

Bodo Janssen:

Man sollte nicht zu einem bestimmten Zweck in die Meditation gehen, also bspw. um Stille zu finden oder um zu weinen. Daraus entsteht eine gewissen Erwartungshaltung, die zu einer Ruhestörung führt. Das entscheidende ist, einfach zu beobachten was passiert, wenn du in eine Meditation gehst.

Ich hatte früher Angst vor der Stille, weil ich Angst vor meinen Gedanken hatte. Heute weiß ich, dass ich für meine Gedanken nichts kann, denn es sind nur Gedanken. Es geht ein Stück weit darum, diese Gedanken lediglich zu betrachten und sich nicht mit diesen zu identifizieren.

Dr. Oliver Haas:

Du beschreibst in deinem Buch auch den Umgang mit Damönen. Du legst nahe, Damönen nicht zu bekämpfen, sondern Freundschaften mit ihnen zu schließen. Magst du erklären, was es bedeutet, die Sachen nicht zu verteufeln, sondern sie zu umarmen?

Bodo Janssen:

Das mit den Dämonen kommt tatsächlich von den Wüstenvätern. Gute 1600 Jahre alt, die die Dämonen als etwas bezeichnet haben, was zu negativen Emotionen führt. Das sind in der Regel Gedanken. Man selbst kennt diese Damönen nicht, sie sind letztendlich entstanden durch äußere Umstände aus der Gesellschaft, Kultur oder auch Erziehung. Viele von uns haben Erziehung bekommen, egal wie perfekt die Eltern waren. Diese Erziehung wird in jedem Fall irgendwelche Spuren hinterlassen haben, die zu Glaubenssätzen geführt und dadurch Ängste und Zweifel verankert hat. Ich versuche die Ängste oder Zweifel zu akzeptieren und ihnen dadurch die Kraft zu nehmen.

Dr. Oliver Haas:

Du sagst, die Voraussetzung für einen starken Wandel ist die Bereitschaft jedes Einzelnen, sich persönlich zu entwickeln. Ich mache ein fiktives Beispiel: Eine Mitarbeiterin an der Supermarktkasse eines großen Konzerns ist bereit dazu sich persönlich weiterzuentwickeln. Chef und Vorstände des Konzerns sind aber in ihrer Denke noch nicht so weit und absolut nicht auf Kultur und persönliches Wachstum aus. Wie geht man damit um, wenn man an seinem Arbeitsplatz nicht unzufrieden ist, aber doch merkt, dass man keine Chance hat zu Erblühen? Hast du eine Empfehlung?

Bodo Janssen:

Das ist etwas, was mir bei dir in der Corporate Happiness Ausbildung zum ersten Mal begegnet ist und ich an Mitarbeitern beobachten durfte. Es geht um die Frage: Was ist das in meiner Macht stehende? Worüber kann ich verfügen? Wenn das Wohlbefinden von etwas abhängig ist, worüber man nicht selbst verfügen kann, dann ist es schwierig.

Ein Beispiel dazu: Du sitzt im Zug und kriegst die Nachricht, dass dein Anschlusszug ausfällt. Das sind erstmal schlechte Nachrichten und über die Tatsache, dass der Zug entfällt, hast du keine Verfügung. Jedoch kannst du über deine Einstellung zu dieser Situation verfügen.
Wenn du die Grundsatzentscheidung triffst, alles was dir im Leben begegnet als Chance und die Möglichkeit zum Wachstum zu nutzen, kannst du dies für jede Situation nutzen.

Buch Stille von Bodo Janssen

Vielen Dank an dieser Stelle lieber Bodo, dass du uns exklusiv spannende Einblicke in dein neues Buch „Stille“ gegeben hast. Ich habe es bereits durchgelesen und kann nur sagen, es lohnt sich.

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